Dekanat Reichersberg ins Vorbereitungsjahr gestartet

Der Herbst ist für sieben Dekanate der Beginn eines ganz besonderen Arbeitsjahres: Sie werden als fünfte von insgesamt sechs Gruppen die Umsetzung der Pfarrstrukturreform auf dem Zukunftsweg mit dem Vorbereitungsjahr beginnen. Die Dekanate Gmunden, Reichersberg, Grein, Altenfelden, Windischgarsten, Altheim-Aspach und Enns-Lorch werden einen zweijährigen Prozess durchlaufen, an dessen Ende die neuen Pfarren als pastorale Räume mit Pfarrteilgemeinden stehen. Sie profitieren dabei von den Erfahrungen von insgesamt 26 Dekanaten, die diesen Weg schon gegangen sind bzw. ihn gerade beschreiten.
Mit Gottvertrauen gemeinsam aufbrechen
Das Dekanat Reichersberg liegt im Herzen des Innviertels an der Grenze zu Bayern. Charakteristisch ist die Kleinstruktur mit 16 ländlich geprägten Pfarren. Zum Dekanat gehören die 16 Pfarren Antiesenhofen, Geinberg, Gurten, Kirchdorf am Inn, Lambrechten, Mörschwang, Münsteuer, Obernberg am Inn, Ort im Innkreis, Stiftspfarre Reichersberg, Senftenbach, St. Georgen bei Obernberg am Inn, St. Martin im Innkreis, Utzenaich, Weilbach und Wippenham.
Neben den pfarrlichen Gruppierungen kommt den Vereinen ein hoher Stellenwert zu. Klösterliches Leben ist durch das Augustiner Chorherrenstift Reichersberg im Dekanat beheimatet. Die gute Verkehrsanbindung (Autobahn, Regionalbahnen) hat das Industriewachstum positiv beeinflusst. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die stark ausgeprägte Landwirtschaft. Der Innradweg durch das Europareservat Unterer Inn oder der historische Markt Obernberg am Inn mit der einzigen Abendmahlskirche Österreichs erfreuen sich bei Tourist:innen großer Beliebtheit. Österreichweit bekannt ist das Dekanat durch die Therme Geinberg und das Musikfestival Woodstock der Blasmusik.
Das Dekanat Reichersberg startete am 26. September 2025 im Pfarrheim Obernberg am Inn in den Umstellungsprozess. Um den Pfarrwerdungsprozess kümmert sich ein Kernteam, das von Susanne Lammer und Christoph Burgstaller begleitet wird. Inhaltlicher Beauftragter ist Johannes Weilhartner. Zum Kernteam, das den Prozess leitet, gehören Dechant Francis Jophy, Dekanatsassistentin Patrizia Wohlmacher, Stiftsdechant Klemens Pillhofer, Jugendbeauftragte Natascha Kahn, Franz Reisecker (Pfarrgemeinde St. Georgen bei Obernberg am Inn), Maria Klambauer (Pfarrgemeinde Utzenaich), Moritz Korb (Pfarrgemeinde Obernberg am Inn) und Anneliese Laabmaier (Pfarrgemeinde Ort im Innkreis).
Über 130 Vertreter:innen aus den 16 Pfarren und pastoralen Orten des Dekanates Reichersberg waren ins Pfarrheim Obernberg am Inn gekommen, um sich über den Prozess der Pfarrwerdung zu informieren und erste Schritte zum neuen Miteinander zu setzen. Auch Bürgermeister:innen, Schulleiter:innen und Religionslehrer:innen nahmen an der Veranstaltung teil. Für die lebendige musikalische Gestaltung sorgte eine dreiköpfige Band. Dekanatsassistentin Patrizia Wohlmacher und die Beauftragte für Jugendpastoral Natascha Kahn stellten die spirituellen Impulse unter das Thema „Sendung und Aufbruch“. Wie auch die Lieder brachten die Impulse das Vertrauen zum Ausdruck, dass der Weg vom Dekanat zur Pfarre vom Segen Gottes begleitet ist.
„Auch in Zukunft flächendeckendes Netz von Pfarren in Oberösterreich“
Christoph Lauermann ist Ordinariatskanzler der Diözese Linz und Leiter der Stabsstelle Pfarrstruktur. Bei der Startveranstaltung des Dekanats Reichersberg gab er grundlegende Informationen zur Struktur der zukünftigen Pfarre. Lauermann betonte, zur Organisation kirchlicher Gemeinschaften brauche es seit jeher Strukturen. Diese seien im Lauf der Geschichte stets an die Situation der jeweiligen Zeit angepasst worden. Die Kernfrage sei aber vielmehr: Wozu ist Kirche da? Darauf gab Lauermann eine mögliche Antwort: „Damit mehr Glaube, Hoffnung und Liebe in die Welt kommen – und damit möglichst viele Menschen erfahren, wie gut es Gott mit uns meint.“ Ein wesentlicher Aspekt der Pfarrstrukturreform sei, so Lauermann, dass es auch in Zukunft in Oberösterreich ein flächendeckendes Netz von Pfarren als kirchliche Gemeinschaften geben werde. Dieses Netz werde von Priestern, Diakonen, Seelsorgerinnen und Seelsorgern, hauptamtlich und ehrenamtlich engagierten Gläubigen gemäß ihren Berufungen, Beauftragungen und Charismen getragen.
Vernetzung und Zusammenarbeit im Dekanat bereits erprobt
Die Auftaktveranstaltung war geprägt von viel Interesse, regem Austausch und einem guten Miteinander. Die Prozessbegleiter:innen Susanne Lammer und Christoph Burgstaller und der inhaltliche Begleiter Johannes Weilhartner stellten sich vor, Dekanatsassistentin Patrizia Wohlmacher gab einen Überblick über den Verlauf und den Zeitplan des Prozesses. Die Beauftragte für Jugendpastoral Natascha Kahn machte mithilfe einer PowerPoint-Präsentation die Vielfalt und Besonderheit der Pfarren im Dekanat sichtbar. Außerdem war Raum für Fragen und Unklarheiten. Thematisiert wurde unter anderem die Sorge, wie es gelingen kann, Mitglieder für die Seelsorgeteams zu finden, die künftig in den Pfarrteilgemeinden Mitverantwortung in der Leitung übernehmen.
Dechant Francis Jophy dankte am Ende der Veranstaltung allen Besucher:innen für ihr Kommen und ihr Interesse. Sein besonderer Dank galt den Ehrenamtlichen aus den Pfarrgemeinden des Dekanats. Er wünschte sich ein gutes Miteinander für den gemeinsamen Weg. Jophy wörtlich: „Wir wollen keine Streichhölzer sein, sondern Kerzen, die leuchten.“
Dekanatsassistentin Patrizia Wohlmacher, die im Dekanat den Prozess koordiniert, zeigte sich nach der Veranstaltung zufrieden mit dem Auftakt. „Die Stimmung war durchweg positiv und das Interesse sehr groß.“ Bereits im Vorjahr hatten Informationsveranstaltungen mit dem damaligen Leiter der Stabsstelle Pfarrstruktur Martin Schachinger und mit dem Pfarrvorstand von Schärding stattgefunden, so Wohlmacher. „Dadurch konnten bereits viele Bedenken zerstreut werden.“ Die Dekanatsassistentin freut sich auf das, was kommt: „Ich bin überzeugt, dass wir als Dekanat diesen Weg gut miteinander gehen werden und die Umsetzung gemeinsam schaffen.“ Schließlich sei die Vernetzung und Zusammenarbeit über Pfarrgrenzen hinaus im Dekanat Reichersberg bereits eingeübt und erprobt, etwa bei der Sakramentenvorbereitung, der Liturgieplanung oder bei Schul- und Kindergartenkooperationen.
Die sieben Dekanate, die im Herbst 2025 den Umsetzungsprozess starten, sind:
• Dekanat Gmunden | Startveranstaltung am 12. September 2025
mit den Pfarren Altmünster, Bad Wimsbach-Neydharting, Gmunden, Gschwandt bei Gmunden, Laakirchen, Lindach, Neukirchen bei Altmünster, Ohlsdorf, Pinsdorf, Roitham am Traunfall, Steyrermühl und Traunkirchen.
• Dekanat Reichersberg | Startveranstaltung am 26. September 2025
mit den Pfarren Antiesenhofen, Geinberg, Gurten, Kirchdorf am Inn, Lambrechten, Mörschwang, Münsteuer, Obernberg am Inn, Ort im Innkreis, Reichersberg, Senftenbach, St. Georgen bei Obernberg am Inn, St. Martin im Innkreis, Utzenaich, Weilbach und Wippenham.
• Dekanat Grein | Startveranstaltung am 27. September 205
mit den Pfarren Bad Kreuzen, Dimbach, Grein, Klam, Pabneukirchen, Saxen, St. Georgen am Walde, St. Nikola an der Donau, St. Thomas am Blasenstein und Wadhausen.
• Dekanat Altenfelden
mit den Pfarren Altenfelden, Herzogsdorf, Kirchberg ob der Donau, Kleinzell im Mühlkreis, Lacken, Neufelden, Niederwaldkirchen, Obermühl, St. Martin im Mühlkreis und St. Peter am Wimberg.
• Dekanat Windischgarsten
mit den Pfarren Heiligenkreuz, Hinterstoder, Kirchdorf an der Krems, Klaus, Micheldorf, Nußbach, Schlierbach, Spital am Pyhrn, St. Pankraz, Steinbach am Ziehberg, Steyrling, Vorderstoder, Wartberg an der Krems und Windischgarsten.
• Dekanat Altheim-Aspach
mit den Pfarren Altheim, Aspach, Höhnhart, Kirchheim im Innkreis, Maria Schmolln, Mettmach, Moosbach, Mühlheim am Inn, Polling im Innkreis, Roßbach, St. Johann am Walde, Treubach und Weng im Innkreis.
• Dekanat Enns-Lorch
mit den Pfarren Asten, Enns-St. Laurenz, Enns-St. Marien, Hargelsberg, Hofkirchen im Traunkreis, Kronstorf, Niederneukirchen, St. Florian bei Linz, St. Marien, Weichstetten.
Zweijähriger begleiteter Übergangsprozess
Im ersten Jahr geht es im Wesentlichen darum, dass die Pfarrteilgemeinden innerhalb einer zukünftigen Pfarre Kirche weit denken, ein Wir-Gefühl entwickeln und als pastoraler Raum zusammenarbeiten. In jeder neuen Pfarre wird ein gemeinsames Pastoralkonzept erarbeitet, in dem Ziele und Schwerpunkte für das künftige seelsorgliche Handeln festgelegt werden. Gleichzeitig sollen die Leitungsämter von Pfarrer sowie Pastoral- und Verwaltungsvorstand bzw. -vorständin besetzt werden. Außerdem werden Mitglieder für die Seelsorgeteams in den Pfarrteilgemeinden und für den Pfarrlichen Pastoralrat gesucht.
Im Herbst 2026 beginnen die sieben Dekanate, unterstützt durch Bildungs- und Begleitprozesse, in der neuen Struktur zu arbeiten. Die rechtliche Gründung als Pfarre ist für 1. Jänner 2027 geplant. Die Umsetzung wird durch die Stabsstelle Pfarrstruktur unter der Leitung von Christoph Lauermann koordiniert.
Die Pfarrstrukturreform
Das Umsetzungskonzept der Pfarrstrukturreform sieht 39 „Pfarren“ vor, die aus mehreren Pfarrteilgemeinden mit ihren historischen lokalen Rechtsträgern „Pfarrkirche“ und „Pfarrpfründe“ bestehen. Damit soll sowohl die Zusammengehörigkeit innerhalb des pastoralen Raumes einer Pfarre bewusst gemacht als auch die konkrete Beheimatung und Verantwortung in einer konkreten Gemeinschaft vor Ort zum Ausdruck gebracht werden. Die Pfarrteilgemeinden werden daher zwar eine weitgehende Selbstständigkeit (auch finanzieller Art) für ihren Bereich bewahren können, zugleich profitieren sie vom größeren Ganzen der Pfarre und der Zusammenarbeit der Seelsorgeverantwortlichen. Die gemeinsame Erarbeitung pastoraler Schwerpunkte in einem pfarrlichen Pastoralkonzept konkretisiert das Wirksamwerden von Kirche in Verkündigung, Gottesdienst, Diakonie und Gemeinschaft in der Pfarre und den Pfarrgemeinden.
Geleitet werden die Pfarren von jeweils einem Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständ:innen für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten (Pastoral- und Verwaltungsvorständ:innen). Wesentlich bleibt dabei weiterhin die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort in den Pfarrgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarre. Erreichbarkeit, Seelsorge, Glaubenszeugnis und sozialer Einsatz sollen durch eine bessere Koordination und Aufgabenbeschreibung langfristig für alle Pfarrteilgemeinden sichergestellt werden.
Ziel der neuen Struktur ist es vor allem, einen unterstützenden Rahmen für eine inhaltliche, an der Botschaft Jesu orientierte Neuausrichtung der Christinnen und Christen zu schaffen, damit Kirche im Sinne des Evangeliums auch weiterhin nah bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft ist. Bischof Manfred Scheuer im Diözesanblatt vom Mai 2021: „Kirchliche Strukturen sollen gute Rahmenbedingungen schaffen, damit Kirche als offene und positive Kraft in unserer Gesellschaft erlebbar ist.“
Mit den vier Pfarrgründungen am 1. Juli 2025 befindet sich nun bereits ein Drittel aller Dekanate in der neuen Struktur als neue Pfarren. Ein weiteres Drittel ist im Vorbereitungsprozess schon weit fortgeschritten; die Gründung von sechs weiteren neuen Pfarren ist für 1. Oktober 205 geplant.
Auch im letzten Drittel der Dekanate ist schon einiges an Informations- und Vorbereitungsarbeiten begonnen worden.
Karten der einzelnen Dekanate zum Download: